Ästhetik und Ideologie — Peter Vahlefeld Zunächst sind alle verwendeten Vorlagen, die Peter Vahlefeld übermalt, Medienprodukte, die zirkulieren, um auf Kunstereignisse, Ausstellungen und Auktionen, aufmerksam zu machen. Bei den Übermalungen von Auktionshauskatalogen und Anzeigen, ist der Zusammenhang zwischen der Zirkulation des Bildes und der erwarteten Zirkulation einer möglichst hohen Geldsumme offenkundig. Konsequenterweise lässt Vahlefeld nahezu alle schriftlichen Hinweise auf die Funktion und den Kontext der Abbildungen wie Bildunterschriften, Seitenzahlen und Galerienamen sichtbar. Die Druckerzeugnisse werden mit Ölfarbe attackiert und erscheinen im Orginalformat wie archaische Manifeste. Das Widerspiel aus skulptural modellierter Farbe, pastosem Vordergrund und planem Hintergrund, wird ausgeleuchtet, digital fotografiert und dient fortan als Malgrund, wobei Vahlefeld die computergestützte Bildproduktion als Fortsetzung der Malerei mit anderen Mitteln versteht. Seine Medien sind Inkjet-Drucke mit pigmentierten Tinten im Dialog mit Acryl- und Ölfarbe. Das Material wird, anders als im Rechner dessen Funktionslogik auf beschriebenen Regeln basiert, selber zum Thema als Folge von Aktionen. Geschüttete Farbpartien und markante Gesten, treffen, mal auf ein digitalen Ausdruck, mal auf farblichen Stoff oder echte Farbe. Mit Pinsel, Rakel, Roller, Schablonen, Schleifgeräten und anderen mechanischen Hilfsmitteln wird gestört oder neu aufgebaut, bis die so gesetzten Akzente das Bildgefüge überraschen oder irritieren.

Seine Bilder sind kraftvoll und expressiv. Jeder Malakt ist eine Setzung, die eine andere nach sich zieht. Das Digitale reflektiert dabei die Malerei als Möglichkeit, verhandelt sie, während sie im Analogen wirklich praktiziert wird, um danach in Teilen mit dem exakt fotografischen Abbild verkleidet zu werden. Die Leinwand als tautologische Tapete, die Peter Vahlefeld dann wieder digitalisiert, um sie erneut mit digitalen Ausdrucken zu verkleiden und zu übermalen. Verdoppelungen, Trompe-l‘oeils, Vergrößerungen und Raster sind die spielerischen Mittel, mit denen er die Ikonen der Kunstgeschichte hinterfragt. Durch wiederholtes Scannen, Ausdrucken und Übermalen wird das Branding der Medienprodukte mit Farbe kontaminiert und deren Bedeutung ausgelöscht. Übrig bleibt oft nur eine zerschürfte Bildoberfläche, die durch ihre Schichtungen plastische Tiefe vermittelt. Was gemalt erscheint, kann ausgedruckt, was wie gedruckt erscheint, tatsächlich gemalt sein. Es ist die Differenz des Bildes von sich selbst, die sich unmissverständlich als Tautologie manifestiert und sich zwischen das Material und dessen Erscheinung legt. Die Wirkung der Bilder hängt von dieser medialen Verdopplung ab und ist nicht als Zitat der eigenen Übermalung zu verstehen, sondern als Wiederholung ihrer eigenen Mediatisierung. Was sich wiederholt, ist nicht nur die ursprüngliche Malerei mit Farbe und Pinsel, sondern die Reproduktion dieses Vorgangs als massenmediales Bild, wo zwischen materieller Spur und ihres kommerziellen Ausdrucks durch einen Tintenstrahldrucker nicht mehr klar unterschieden werden kann.